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USA rehabilitieren Robert Oppenheimer

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Der deutsche Atomphysiker Robert Oppenheimer, Erbauer der ersten Atombombe, wurde 1954 in den USA wegen Verrats diskreditiert. Zu Unrecht, sagt jetzt das US-Energieministerium.

Robert Oppenheimer
Robert Oppenheimer forschte in den USA in den 1940ern an der ersten Atombombe.
Quelle: ap

Die US-Regierung hat dem Vater der ersten Atombombe, Robert Oppenheimer, nach fast sieben Jahrzehnten die sogenannte Unbedenklichkeitserklärung zurückgegeben.

Bei ihrer Entscheidung, Oppenheimer 1954 die Sicherheitsfreigabe zu entziehen, habe die US-Atomenergiekommission AEC gegen ihre eigenen Richtlinien verstoßen, erklärte Energieministerin Jennifer Granholm jetzt.

Atombombenforschung aus Angst vor Hitler

Der Prozess sei von dem Streben der politischen Führung geprägt gewesen, Oppenheimers Ansichten zur damaligen Atomwaffenpolitik zu diskreditieren. Der 1967 verstorbene Physiker Oppenheimer war Leiter des Manhattan-Projekts, das 1945 die weltweit erste Atombombe baute und zündete.

Erste Atombombenexplosion 1947
Am 16. Juli 1945 explodierte die erste Atombombe in der Wüste des US-Bundesstaates New Mexico.
Quelle: ap

Viele daran beteiligte Forscher waren von der Angst getrieben, dass Hitlerdeutschland eine Atombombe bauen könnte. Sie setzten ihre Arbeit jedoch auch fort, als deutlich wurde, dass Deutschland dies nicht gelingen würde. Zwei weitere atomare Sprengsätze wurden im August 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen.

In einer Forschungseinrichtung auf der Ostseeinsel Usedom werden für Hitlers Wehrmacht sogenannte „Wunderwaffen“ entwickelt. Einige Erfindungen von damals beeinflussen bis heute Luft- und Raumfahrt.

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Entzug von Forschungsprojekten wegen "Charakterschwäche"

Nachdem sich Oppenheimer kritisch zum Bau einer Wasserstoffbombe geäußert hatte, wurden ihm Verrat und Sympathien für den Kommunismus vorgeworfen. Die Atomenergiekommission AEC entzog ihm nach vierwöchigen Anhörungen hinter verschlossenen Türen "wegen fundamentaler Charakterschwächen" die Sicherheitsfreigabe, womit er von wichtigen Projekten ausgeschlossen war.

Jahre später räumte die AEC ein Systemversagen ein. Oppenheimer sei ungerecht behandelt worden, erklärte sie. Die Sicherheitsfreigabe erhielt er aber nicht zurück. Granholm sagte, bei der Entscheidung gegen Oppenheimer sei es um dessen Positionen in der Atomwaffendebatte in den 50er Jahren gegangen.

NANO vom 21. Oktober: Inmitten der massiven Spannungen mit Russland hat die Nato ihr jährliches Atomwaffen-Manöver begonnen. Ist das klug? Oder riskant? Was ist dran am atomaren Säbelrasseln?

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US-Ministerin: "Beweise für Loyalität" Oppenheimers bestätigt

Solche politischen Motive dürften aber bei der Sicherheitsüberprüfung eines Menschen keine Rolle spielen. "Im Laufe der Zeit sind immer mehr Beweise für die Einseitigkeit und Unfairness des Verfahrens ans Licht gekommen, dem Dr. Oppenheimer unterworfen war, während die Beweise für seine Loyalität und Liebe zum Land nur noch mehr bestätigt wurden", erklärte die Ministerin.

Oppenheimers Haltung zum Bau von Massenvernichtungswaffen ist immer wieder kontrovers diskutiert worden, unter anderem in Robert Jungks "Heller als tausend Sonnen" und Heinar Kipphardts "In der Sache J. Robert Oppenheimer". Im kommenden Sommer soll eine Verfilmung der Oppenheimer-Biografie "American Prometheus: The Triumph and Tragedy of J. Robert Oppenheimer" von Kai Bird und Martin Sherwin in die Kinos kommen. Unter der Regie von Christopher Nolan übernahm Cillian Murphy die Hauptrolle.