Eintracht-Keeper Kevin Trapp: Der Weltmann in der Kiste
Eintracht Frankfurts Torwart Kevin Trapp blickt auf ein fantastisches Jahr zurück, hat im DFB-Kreis aber eine erstaunlich kleine Lobby.
Kevin – allein in New York? Nein, nein, keine Sorge, natürlich nicht. Wer schon mal ein paar Tage Urlaub hat und die sonst sehr knapp bemessene Zeit mit der Liebsten verbringen kann, der nutzt diese Gelegenheit natürlich auch. Und so turnt Eintracht-Keeper Kevin Trapp nicht allein durch den Big Apple, sondern turtelt mit seiner Verlobten Izabel Goulart über den Times Square. „Quality time in NYC“, postet der 32-Jährige unter seine schönen Schnappschüsse, Selfies mit der Geliebten inklusive.
Kevin Trapp hat sich die Auszeit vom Big Business verdient, hinter dem Frankfurter Schlussmann liegt ein bemerkenswertes, außerordentliches Jahr, „ein phantastisches Jahr“, wie Trainer Oliver Glasner findet. Das nicht ganz so phantastisch endete, zumindest sportlich gesehen. Das blamable WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft in Katar nagte so ein bisschen an der charismatischen Führungskraft im Kasten, auch wenn er als dritter Torwart am Scheitern in etwa so viel Schuld trug wie der Busfahrer.
Trapp Teil des Erfolges von Eintracht Frankfurt
Coach Glasner riet seinem Goalie direkt nach dem Ausscheiden, die freie Zeit zu genießen. „Wann hat er zuletzt mal vier Wochen Urlaub gehabt?“ Die Ferien seien wichtig, „um das alles sacken zu lassen, zu verarbeiten und runterzukommen“. Anfang Januar soll Trapp, genauso wie Mario Götze, dann „mit großer Begeisterung, Energie und Freude zurückkommen.“ Zu verarbeiten gibt es einiges für den gebürtigen Saarländer, der längst zum polyglotten Weltmann und Trendsetter aufgestiegen ist.
Trapp hat großen Anteil an dem fabelhaften Eintracht-Jahr. Der Nationalkeeper hat herausragende Leistungen erbracht, war eine Bank, die Konstante, ja die Institution im Gehäuse. Nie war er stärker, nie wertvoller, der „Trapper“ befindet sich ganz klar in der Form seines Lebens. Er ist derzeit das Maß aller Dinge im Kasten. „Er ist nahe dran an dem, was er leisten kann“, lobt auch sein Torwarttrainer Jan Zimmermann, der großen Anteil daran hat, dass sich der Modellathlet in die Gilde der besten Schlussmänner des Planeten eingereiht hat.
DFB: Nur ein Spiel in zwei Jahren für Trapp
Viele glauben, der Hexer ist zurzeit der beste deutsche Torhüter. Dass dies nicht so ist, konnte jedenfalls Manuel Neuer nicht widerlegen. Die deutsche Nummer eins wackelte in der Wüste doch ganz bedenklich. So ein kleines bisschen rüttelte Bundestrainer Hansi Flick jetzt nach der schweren Verletzung Neuers an dessen Status. „Bei ihm ist wichtig, dass alles gut verheilt, dann muss man weitersehen. Bei der Nationalmannschaft ist der Leistungsgedanke vorhanden.“ Da konnte man zuletzt so manches Mal leichte Zweifel haben.
Es ist erstaunlich, wie überschaubar Trapps Lobby im Kreis des DFB ist. Der Routinier spielt seit eineinhalb Spielzeiten auf einem ungeheuerlich hohem Niveau, Patzer sind selten, Großtaten zur Normalität geworden – gewonnene Spiele ebenfalls. Ganz zuvorderst das epische Finale von Sevilla im Mai, als er sein Team mit einer Parade vom anderen Stern in der 118. Spielminute überhaupt erst ins Elfmeterschießen rettete, wo er dann prompt den Elfer von Aaron Ramsey mit dem Knie abwehrte. Der Rest ist Geschichte. Kevin Trapp hat sich in dieser Nacht unsterblich gemacht, er ist zum Helden mit Legendenstatus geworden.
Eintracht Frankfurt möchte Kevin Trapp langfristig binden
Und doch hat er in den letzten zwei Jahren genau ein Länderspiel bestritten, 45 Minuten im März dieses Jahres gegen Israel. Bundestrainer Flick, der Trapp im Herbst 2021 zwischenzeitlich sogar ausgebootet hatte, hat es im Juni nicht für nötig gehalten, den früheren Pariser Schlussmann nach dessen Parforceritt von Sevilla als Anerkennung wenigstens in einer von vier Nations-League-Partie aufzubieten. Und auch als Manuel Neuer im September wegen einer Covid-Infektion passen musste, ging Trapp leer aus. Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona stand gegen Ungarn und England im Kasten. Seltsame Entscheidungen des Bundestrainers, die Trapp getroffen haben und an ihm nagten. Immerhin machte Flick den beiden Ersatzmännern jetzt Hoffnung und öffnete ihnen die Tür einen Spalt. „Marc-André ter Stegen und Kevin Trapp werden 2023 die Chance bekommen, zu zeigen, was sie können.“ Neuer ist ja unpässlich.
Für Trapp, der bei der Auszeichnung zum Ballon d’Or auf Rang sechs einlief (obwohl er mehr verdient gehabt hätte), geht es nun darum, seine Leistungen zu bestätigen. Die Eintracht würde ihn gerne langfristig an sich binden, noch aber liegen beide Parteien auseinander. Trapp, der vor der Saison ein Angebot von Manchester United ausgeschlagen hatte, fühlt sich pudelwohl in Frankfurt, die Stadt ist zu seinem Zuhause geworden. Er hat eine spezielle Bindung zum Klub, ist sein Aushängeschild und Gesicht. Er würde seine Karriere gerne bei der Eintracht beenden – wenn es mit den Finanzen passt.
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